Historischer Ablauf


EINE BEWEGTE GESCHICHTE
die den Stadtteil bewegt(e)
Seinen Ursprung nahm Neustadt aus dem „Chemieprogramm der DDR“, denn dort wurde 1958 beschlossen, die Chemiestandorte Buna und Leuna weiterzuentwickeln und auszubauen. Um dies gewährleisten zu können, mussten neue Wohnungen für die Arbeiter entstehen. Dies war der Startschuss für die Planung von Halle Neustadt.

Am 17. September 1963 bestätigt das ZK der SED den Aufbau einer Chemiearbeiterstadt und bewilligt gleichzeitig, die Verkehrsanbindung in die Region sowie zu den Industriestandorten. Im Dezember des Jahres begannen die ersten Erdarbeiten zur Erschließung des Areals zwischen Halle-Alt sowie den Dörfern Nietleben und Passendorf.

Nach der Eröffnung des Plattenwerkes im Februar 1964, welches für die Bereitstellung der benötigten Betonteile sorgte, konnten die Aufbauten beginnen. Am 7. April des gleichen Jahres werden die Planungen dem Architekten Prof. Dr. Richard Paulick übergeben und schon am 15. Juli wurde der Grundstein (heute Landesblindenzentrum für Blinde und Sehgeschädigte) gelegt. Ziel des Gesamtbauvorhabens war die Schaffung von 22.000 Wohneinheiten, das entsprach 79.000 Menschen, sowie die dazugehörigen infrastrukturellen Anforderungen.

Im Winter des Jahres 1965 wurde mit der Montage des ersten Wohnblocks begonnen und ein halbes Jahr später, am 9. August, konnten die ersten Mieter in die neuen Wohnungen einziehen. Daraufhin folgten die infrastrukturellen Einrichtungen, wie die erste Schule (1. September) oder der erste Kindergarten (1.Oktober).

Das Jahr 1967 war ein besonderes Jahr für Neustadt, denn nicht nur die direkte Bahnanbindung an die Chemiebetriebe wurde gefeiert, sondern auch die Ernennung der Stadtrechte, am 12. Mai, durch den Staatsrat der DDR. Ab diesen Zeitpunkt hieß die Chemiearbeiterstadt offiziell Halle – Neustadt. Im Sommer des Jahres wurde das Stadtparlament gewählt und der größte Wohnblock der DDR übergeben, in ihm sollten über 2.000 Menschen leben und wohnen.

In den nächsten 3 Jahren entwickelt sich Halle – Neustadt prächtig und rasch weiter und bis Ende 1970 wohnen bereits fast 40.000 Einwohner in 13.600 Wohneinheiten. Neben dem Erschließen von Wohneinheiten werden in dem Zeitraum weitere Schulen, Gaststätten, Kindergärten und eine Schwimmhalle errichtet. Auch die Anbindung an das S-Bahnnetz nach Halle erfolgt während dieser Zeit.

In der Zeit bis 1980 werden weitere wichtige Gebäude errichtet, wie zum Beispiel das Kinderkrankenhaus, das Bildungszentrum und ein hochmodernes Kino. Im Oktober 1975 wird die 25.000 Wohnung in der heutigen Gellertstraße fertiggestellt.
In den 1980-er Jahren wird der Südpark baulich erschlossen und Halle – Neustadt erhält zu seinem 20. jährigen Jubiläum ein eigenes Stadtwappen.

Durch die politische Wende und den Wiedervereinigungsprozess steht Halle – Neustadt auf einmal vor anderen, veränderten Herausforderungen. Im Zuge dieser Umwandlungsprozesse wird Neustadt mit der Stadt Halle per Bürgerentscheid zusammengeschlossen und verliert am 6. Mai 1990 das Stadtrecht sowie sein Stadtwappen.

Nach den turbulenten Wendejahren musste Neustadt den Weg der Schrumpfung gehen und sieht sich so vor völlig neuen Problemen, dennoch wurde weiter infrastrukturell investiert. So wurde 1998 der erste Spatenstich für die Straßenbahn entlang der Magistrale getätigt. Im kommenden Jahr war die Straßenbahnanbindung zur Innenstadt nach Halle fertiggestellt wurden und das Kino -Prisma musste dem Neustadt-Center weichen.

Im Jahr 2000 wurde das neugebaute Neustadt – Center mit über 10.000 m- Nutzfläche und mehreren Kinos eingeweiht. In den darauffolgenden Jahren wurde das Stadtgebiet als „Urban 21“ Gebiet ausgeschrieben und rückte so in das Handlungsfeld von Stadtentwicklern und -planern. So wurden im Rahmen dieser Förderungen eine Vielzahl von Projekten, Bauvorhaben und Neugestaltungen umgesetzt. Gleichzeitig setzte der Rückbau bzw. Abriss von Wohnungsblöcken ein. Von dem zu Hochzeiten hier lebenden über 90.000 Menschen wohnen im Moment (2010) noch ca. 45.000 Einwohner im Stadtteil. Trotzdem ist Halle – Neustadt nach wie vor der größte Stadtteil der Stadt Halle.

Ein besonderes Highlight der jüngeren Geschichte, war das 40. jährige Jubiläum von Halle – Neustadt im Jahr 2004 sowie die Neugestaltung des Tulpenbrunnens und der Bau des Rollmops, im Zuge der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen Anhalt.

Mit dieser positiven Entwicklung kann Halle – Neustadt aktiv gegen die Probleme, die eine schrumpfende Stadt mit sich bringt, vorgehen und optimistisch in die Zukunft blicken. Und wer weiß, was für wunderschöne, spannende und interessante Veranstaltungen, Ereignisse und Geschehnisse künftig noch in Neustadt passieren werden.

Für interessierte Leser ist der Geschichtswerkstatt Halle – Neustadt ein wahrer Schatz und wartet mit noch mehr wissenswerten rund um den Stadtteil auf Sie! Sie finden in der „Pusteblume“ (Zur Saalaue 51a).

19. Oktober 2010
Quelle: Stadt Halle